Um die Lockdown-Lücke virtuell zumindest ein bisschen zu schließen, möchten wir euch in den nächsten Wochen mit kleinen Interviews einen Einblick in die Abteilungen geben. Rückblick, Status Quo und ein Ausblick in die Zukunft. Den Beginn macht Andrea Mickeler, die uns aktuell in ihren Online-Kursen fit hält.
Die Möglichkeit des Online-Sportes gibt es seit März letzten Jahres. Wie war das damals für dich? Und wie fühlst du dich jetzt damit?
Na ja, am Anfang war es natürlich total komisch, so ganz alleine im Wohnzimmer vor dem Laptop mit sich selbst zu sprechen und niemand anderen zu sehen oder zu hören. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, es macht sogar Spaß. Ich habe gute Ideen und das Feedback ist auch gut.
Wie viele Menschen nehmen daran teil? Wie ist die Resonanz?
Mittlerweile sind es über 40 Endgeräte, die da dranhängen. Und ich schätze mal, dass dahinter nochmal jeweils zwei Personen sind, also ganz ordentlich mehr als in die Halle passen.
Hast du das Gefühl, dass das eine andere Fitnessstunde ist, als sie in der Halle passieren würde? Ist die Art, wie man zusammen Fitness macht, eine andere geworden?
Ja, klar. Ich sehe ja zum Beispiel nichts. Ich kann die Leute nicht korrigieren. Ich muss die die Übungen natürlich noch genauer erklären. Und ich sehe nicht an den Gesichtern, ob es anstrengend ist oder nicht. Es ist schon schwieriger, aber ich kriege immer Feedback und dann leite ich das ab. Ein bisschen Erfahrung habe ich ja auch.
Wir bieten diese Onlinekurse ja für alle Mitglieder an. Hast du das Gefühl, das wird von allen Abteilungen wahrgenommen oder ist da eher die Turnabteilung in der Überzahl?
Nein, jetzt im zweiten Lockdown sind alle dabei. Ich habe Leute vom Tennis dabei, vom Schwimmen und vom Fußball. Es sind alle mit im Boot, was nicht selbstverständlich ist, aber eine tolle Bestätigung.
Hast du das Gefühl, das war vor Corona nicht so? Wart ihr da eher abgekapselt und hattet mit den anderen Abteilungen weniger zu tun?
Ja, das würde ich schon sagen.
Woran liegt das?
Daran, dass man sich nicht wirklich die Mühe gemacht hat, sich mal zu treffen, zusammen zu sitzen, vielleicht mal zusammen ein Grillfest organisieren, sich einfach kennenzulernen.
Also fehlt auch eine gewisse Identifikation zum Verein?
Ja, das kann man schon so sagen.
Ist das etwas, was mit der aktuellen Zeit zu tun hat, in der Vereinsleben weiter hintenangestellt wird? Oder passt da aus anderen Gründen etwas nicht?
Ich glaube, das Interesse ist schon da. Es kocht eben jeder sein eigenes Süppchen. Außerdem ist es immer auch ein Zeitproblem. Es müsste mal wirklich einer hergehen und sagen „So und jetzt machen wir das. Zusammen!“ Das müssen wir ein bisschen in die Hand nehmen und damit anfangen, miteinander mehr zu sprechen.
Wie siehst du den Verein in der Zukunft? Was ist es, was einen Verein ausmacht und wo kann so ein Verein Positives bewirken?
Das Vereinsleben und das soziale Gefüge sind ganz wichtig. Das sieht man im Kurs weniger, da kommt jeder und ist nach der Stunde wieder weg. Aber beim Abschlussfest, beim Grillfest oder beim Weihnachtsfest sind schon wirklich viele dabei und dann kommt man auch ins Gespräch. Das ist eine schöne Sache, das hat man sonst nicht.
Ist das auch etwas, was mehr Menschen dazu bewegen kann, zusammen Sport zu machen?
Auf jeden Fall. Zum Beispiel im Vergleich zu einem anonymen Fitnessstudio ist so eine Stunde im Verein sehr persönlich. Das macht uns aus.
Was bietet die Turnabteilung an, wer ist die Zielgruppe?
Zielgruppe sind grundsätzlich alle. Wir haben ja Kinderturnen, Kleinkindturnen ab 6 Jahren und das geht dann hoch durch alle Altersgruppen bis hin zu den Senioren. Eine Altersgrenze haben wir nicht. Fitness ist für jeden, da ist keine Altersbeschränkung dabei. Männlein, Weiblein, bei uns sind alle dabei.
Welche Baustellen gibt es gerade in der Turnabteilung aus deiner Sicht?
Uns fehlen natürlich Übungsleiter, beziehungsweise für das Kleinkinderturnen auch engagierte Mütter, die uns als Aufsicht aushelfen. Wenn wir keine Übungsleiter haben, dann können wir keine Turnstunde für Kinder anbieten, was bedeutet, dass wir den Hallenplatz hergeben müssen.
Es fehlen also Helfer, die Spaß an der Bewegung haben? Das müssen nicht unbedingt ausgebildete Trainer sein?
Genau. Sie brauchen einfach Spaß daran, mit Kindern zu arbeiten, Spaß an der Bewegung, das reicht eigentlich schon.
In wie weit stehen euch die fehlenden Hallenkapazitäten im Weg? Wieso bremsen die euch?Wir könnten eigentlich noch mehr Kurse anbieten. Der Bedarf ist da, es gibt viele Kinder und Erwachsene, die gemeinsam Sport machen wollen. In die Halle passen aber nicht mehr als 25 Leute rein. Dann kann man eben nicht mehr anbieten. Die Stadt Karlsruhe hat leider nicht mehr Kapazität, das ist sehr begrenzt. Da kann man leider nichts machen.
Wie sieht für dich die Zukunft aus, wo siehst du die Turnabteilung in zwei Jahren? Wo würdest du gerne hin? Was würdest du gerne erreichen?
Das ist schwierig zu sagen. Ich denke, dieses Onlineangebot wird ein Teil bleiben. Das kann ein Zusatzangebot sein, zum Beispiel für die langen Ferien. Das haben wir, wenn die Halle zu ist, sonst nicht. Das bleibt auf jeden Fall. Und dann hoffe ich, dass wir alles auf den neusten Stand bringen oder auf dem neusten Stand halten können. Das ganze Auftreten des Vereins zum Beispiel, so wie es jetzt auf Instagram, Facebook und so weiter angefangen wird. Einfach, weil die Leute da reinschauen. Übers Internet finden die Leute uns, finden die Adressen und können dann Kontakt aufnehmen. Ich denke, das ist die Zukunft, die Onlinepräsenz und die Öffentlichkeitsarbeit. Und gute Trainer!
Was wünschst du dir für den Verein in den nächsten Jahren? Wo siehst du am meisten Verbesserungspotential? Und was ist schon gut, wo läuft es schon toll?
Der Verein ganz grundsätzlich ist toll, er hat 1000 Mitglieder, ist sicherlich gut geführt. Modernisiert gehört aber Einiges glaube ich. Zum Beispiel eben genau dieses öffentliche Auftreten. Vielleicht muss er sich auch inhaltlich mehr für alles öffnen, was mit Modernität zu tun hat. Der Verein hat aber auf jeden Fall tolle Abteilungen, die gerne enger zusammenwachsen dürfen.
Danke für deine Zeit!