Hallo Stephan! Wie geht es dir, wie ist die Lage? Wie hältst du dich während des Lockdowns gerade fit?
Mir geht's gut, danke Dir! Beruflich arbeite ich seit März 2020 im Home-Office, aber ohne nennenswerte Einschränkungen. Auch das Thema Kinderbetreuung hat bei uns ganz gut geklappt, was aber besonders an meiner Frau und dem Umstand liegt, dass unser Sohn noch kein Schulkind ist. Was mir ganz persönlich fehlt, wie vielen anderen sicherlich auch, sind insbesondere die Kontaktmöglichkeiten mit Freunden und Familie. Und der Tennissport, den wir momentan leider nicht ausüben dürfen. Ich halte mich durch Joggen und Mountainbiken fit und habe dadurch seit März unsere Umgebung nochmal ganz anders kennengelernt. Aber Hands aufs Herz: Wer Spielsportarten betreibt, den befriedigt das Fahrradfahren oder Joggen nicht unbedingt.
Das stimmt wohl. Welche Position hast du in der Tennisabteilung inne?
Ich bin Mannschaftsspieler sowohl bei den Herren 30, als auch bei den Herren 40. Dazu bin ich gemeinsam mit unserem Peter Mieslinger und Daniel Bonnal in der Abteilungsleitung, als Finanz- und Kassenwart. Und ein wichtiger Teil meines Freundeskreises setzt sich aus dem Kreis der Tennisjungs zusammen. Das bedeutet, dass ich persönlich sehr viel mit dem Tennis verbinde, über das sportliche hinaus.
Vielleicht kannst du mal für alle, die nicht so viel mit Tennis am Hut haben, erklären, wie dieses Herren 30, Herren 40 funktioniert. In was für einem Ligasystem spielt ihr?
Herren 30 und Herren 40 sagt aus, in welcher Altersklasse man spielt. Das heißt, vereinfacht, für Herren 30 muss ich mindestens 30 Jahre, für Herren 40 mindestens 40 Jahre alt sein. Und wir haben ein klassisches Ligasystem. Das setzt sich aus der Verbands- und der Bezirksebene zusammen. Mit unseren Damen 50 und Herren 40 bewegen wir uns inzwischen erfolgreich auf Verbandsebene. Mit den Herren 30 spielen wir in der 2. Bezirksliga und peilen in der kommenden Saison den erneuten Aufstieg an.
Wie ist die Situation in Karlsruhe mit Tennis? Gibt es viele Vereine? Zu wenig Vereine? Wie sind die verteilt? Wie vernetzt ist man untereinander?
Also was wir merken ist, dass wir zunehmend auch gegen gegnerische Mannschaften spielen, die sich in Spielgemeinschaften zusammenschließen. Das bedeutet in der Konsequenz schon, dass einzelne Vereine, so wie wir auch, Nachwuchssorgen haben. Gerade am Adenauerring gibt es, das wissen wir als FSSVler, traditionell eine hohe Vereinsdichte. Zudem war Tennis schon mal ein deutlicher populärer Sport und das spürt man. Nichtsdestotrotz gibt es etablierte Mannschaften, gegen die wir regelmäßig spielen. Und es gibt immer wieder Personen, die auch mit über 30 Jahren, mit dem Tennis beginnen. Vorteil ist eben, dass man Tennis auch im höheren Alter noch spielen kann.
Du sprichst Nachwuchsprobleme an. Gibt es zu wenige Angebote für Jugendliche? Wie ist da deine Wahrnehmung?
Also einerseits ist es meiner Meinung nach einfach eine Frage des Trends. Es gab, ab Mitte der 80er mit Boris Becker und Steffi Graf, natürlich eine große Begeisterung rund ums Tennis. Damals hat Tennis eine hohe Popularität genossen. Das ist das eine Thema. Zweites Thema ist, dass Tennis keine leicht zu erlernende Sportart ist. Es empfiehlt sich, zumindest die ersten Jahre, bei einem ausgebildeten Trainer Einzel- oder Gruppentraining zu nehmen, was natürlich Kosten verursacht. Und dann muss man bisserl „am Ball bleiben“. Gefühlt gibt es aber eher eine Mentalität zu einer gewissen Unverbindlichkeit, wenn man einen Sport betreibt. Tendenziell soll der Sport eher als Möglichkeit dienen, ohne Verpflichtungen. Was sich aber nur bedingt mit dem Vereins- und Mannschaftssport in Einklang bringen lässt.
Gibt es bei anderen Vereinen Angebote für Jugendliche oder ist es tatsächlich eher so, dass du zu Trainern gehen muss, damit die dir das Tennisspielen beibringen?
Sowohl als auch. Es gibt Vereine, die auch einen Jugendbereich haben und regelmäßiges Training anbieten können. Das ist aber nicht so einfach. Einerseits muss ich die Trainerkapazitäten zur Verfügung stellen können, andererseits benötige ich aber auch die entsprechenden Jugendlichen, um Trainer und Tennisschulen auszulasten. Als Verein muss ich mich da klar entscheiden. Ein „bisschen“ Jugendtraining anzubieten funktioniert nicht, wenn ich ernsthaft beabsichtige, längerfristig einen Jugendbereich aufzubauen. Es gibt aber auch private, vereinslose Tennisschulen, wie die Fassbender-Tennisschule. Da ist es so, wie Du beschrieben hast, dass man als Privatperson vereinsunabhängig Tennisunterricht bzw. -kurse buchen kann. Wobei wir über die Fassbender Tennisschule schon einige Spieler und Mitglieder vermittelt bekommen haben, was super ist. Und seit einigen Jahren spielt Jürgen Fassbender bei uns aktiv mit. Und mit Jens Knobloch vor zwei Jahren und Bernie Parun seit letztem Jahr konnte er zwei bärenstake Spieler für uns gewinnen, die auch persönlich sehr gut zu uns passen. Das bedeutet wir, als FSSV, hatten noch nie solch starke Spieler in unseren eigenen Reihen.
Wie hast du das letzte Jahr mit Lockdown und Hygienemaßnahmen wahrgenommen?
Es war auf jeden Fall eine sehr ungewohnte Situation. Im Sommer ging das eigentlich alles ziemlich gut. Außer, dass wir keinen vollständigen Ligabetrieb hatten, konnten wir annähernd normal spielen, abgesehen davon, dass wir die Umkleiden und Duschen erst im Laufe der Freiluftsaison nutzen durften. Schwieriger wurde es, als wir in die Halle mussten. Hier haben sich zum Ende des Jahres verschiedene Regelungen abgelöst, die letzte und noch immer gültige führt aber dazu, dass wir seit Ende 2020 kein Hallentennis mehr spielen können. Ich habe aber grundsätzliches Verständnis dafür, dass es schwierig ist Regelungen zu erlassen, die immer gesamthaft schlüssig sind. Klar, für unsere Tennistrainer und Kumpels eine deutlich schwierige Situation, da geht es ja ums Geld verdienen, wie bei den Gastronomen, Künstlern und anderen auch. Ich persönlich hätte es zwar auch gerne anders gehabt, blicke aber nach vorne und hoffe einfach auf eine möglichst normale Freiluftsaison. Und am 5. März darf ich das erste Mal wieder draußen trainieren. Zwar Einzeltraining, aber ich habe „total Bock“!
Wie sind deine Zukunftsaussichten für die Tennisabteilung, wie geht es dieses Jahr weiter?
Persönlich hoffe ich, dass sich die Corona-Situation entspannt, mit den wärmeren Temperaturen und den zunehmenden Impfungen. Genauso hoffe und wünsche ich, dass unsere Mitglieder, in der Tennis- und den anderen Abteilungen, gesund bleiben. Stand jetzt gehe ich davon aus, dass wenn es das Wetter wieder zulässt, wir auf den FSSV-Plätzen unsere Saison starten können. Das ist erst einmal das wichtigste. Und ich hoffe, dass wir dieses Jahr eine volle Ligasaison absolvieren können. Das war letztes Jahr eben nur in stark abgeschwächter Form und ohne Auf- und Abstiege möglich. Stattdessen gab es ein Pokalevent zum Ende des Sommers. Das war super, da haben wir teilgenommen und konnten mit den Herren 40 den Titel gewinnen, was eben auch an den angesprochenen Verstärkungen der letzten Jahre lag. Das hat viel Positives bewirkt und war ein schönes Event. Nichtsdestotrotz hoffe ich, dass wir in der Saison wieder den normalen Ligabetrieb haben, dann auch mit Auf- und Abstiegen. Für uns in der Tennisabteilung bleibt es unser Ziel, die Mitglieder noch mehr einzubinden. Peters Vater, Adi Mieslinger, war jahrelang unser Platzwart und hat sich aus Altersgründen zurückziehen müssen. Das bedeutet, dass es genug zu tun gibt, wo wir Mitglieder uns einbringen können. Das ist wichtig, um weiterhin eine tolle Grundlage für Tennis am Adenauerring zu bieten.